Neuland
Frühere Tage
Das Gelände rund um das heutige „Lila Haus” wird vom Bauern Gustav Detmer gepachtet.
Die sozialistische Arbeiterjugend veranstaltet kleinere Lager und „Probelager” für die großen Zeltlager.
Im Juli und August wird ein großes Jugendlager durchgeführt, organisiert nach dem Prinzip der Sozialistischen Kinderrepublik (nach Dr. Kurt Loewenstein). Diese Kinderrepubliken verbinden Erlebnispädagogik mit Selbstorganisation und Selbstverwaltung. Die Zeltgemeinschaften werden in zwei Dörfer aufgeteilt: Dorf I legte sich den Namen „Neuland” zu, Dorf II führt den Namen „Rote Entwicklung”.
Durch einen Scheinvertrag Oskar Wiethüchters werden das Gelände und die darauf errichtete Baracke dem Zugriff der Nazis entzogen. 1935 tritt an dessen Stelle Willi Möller (Ehefrau: Tilla Möller) in dieses Pachtverhältnis ein. Hierhin ziehen sich Aktivistinnen und Aktivisten der Kinderfreundebewegung und der Sozialistischen Arbeiterjugend während der Nazi-Zeit zurück und veranstalteten "illegale" Treffen.
Das erste Zeltlager findet wieder an alter Stelle statt. Rechtzeitig zuvor hat man noch Fahnen und andere Materialien in Bielefeld wiederentdeckt, die aus der ersten großen Kinderrepublik im Jahr 1932 an dieser Stelle stammten. Darunter befand sich auch das Dorfschild „Neuland”.
Der erste Spatenstich zum Bau unseres heutigen „Lila Hauses”, also des Stammhauses von Haus Neuland.
Die ersten Jugendgruppen ziehen in das neu errichtete Haus ein! Es wird am 26. Juni 1949 offiziell eingeweiht. Zuvor wird mit dem Schwiegersohn des früheren Besitzers ein Erbbaurechtsvertrag über 99 Jahre für das Grundstück abgeschlossen.
In dieser Zeit wird das Gelände, das heute links von der Auffahrt nach Haus Neuland vom Senner Hellweg hoch bis zum Fichteheim liegt, vom Grafen Schlieffen erworben (ca. 20.000 qm). Hierhin kommt 1955 eine Baracke, die zuvor in Füssen und am Halterner See gestanden hatte und die Willi Meinke, der Bezirkssekretär der Falken, nach einem Zeltlager in Haltern, wo sie nicht mehr benötigt wurde, nach Haus Neuland hat transportieren lassen. Lange diente diese Baracke auf dem Gelände dem SPD-Unterbezirk Bielefeld zum Unterstellen und Bekleben der Plakatständer für Wahlkampfplakate, wurde aber inzwischen abgerissen
Das heutige „Rote Haus” und die Tagungshalle werden als Jugendbildungs- und Freizeitstätten eingeweiht. Finanziert mit einem Zuschuß durch die kurzzeitig amtierende Regierung unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Steinhoff, und zwar auf Initiative des Bezirksvorsitzenden der SPD, Emil Groß MdL, zugleich Verleger der „Freien Presse”. Träger dieses Hauses ist der Verein Kinderfreunde, dessen erster Vorsitzender wiederum Emil Groß ist.
Ein Erweiterungsbau des heutigen „Lila Hauses“ wird eingeweiht.
Im Haus Neuland finden Wochenendseminare für Schülerinnen und Schüler sowie Studierende statt, organisiert von Professor Dr. Ulrich Lohmar MdB und Alois Hüser gemeinsam mit Ilse Lindau. Es sind Seminare mit 200 bis 500 Schülern, die das Defizit an politischer Bildung und gelebter Demokratie spüren, das sich dann ab 1966 in der „Außerparlamentarischen Opposition” Ausdruck verlieh. Dieses Kapitel der Neuland-Geschichte bleibt noch zu beschreiben. Fest steht, dass die Seminare für Jugendliche das heutige Verständnis von Haus Neuland entscheidend prägen.
Um 1967 herum entsteht die politische Familienbildungsarbeit in Haus Neuland (Reihe „Familie heute”). Themen sind Fragen von Erziehung und Schule. Es handelt sich um Modellseminare, die von der Landeszentrale für politische Bildung NRW gefördert und mit einer großen Expertentagung ausgewertet werden; die Ergebnisse führen dazu, dass landesweit politische Familienbildung gefördert wurde.
Ab August 1970 folgt die Seminarreihe „Demokratie in der Familie”, wo Inhalte zur Einübung demokratischer Erziehungsstile und Themen wie: „Kritische Eltern – kritische Kinder”, „Neue Familien und Erziehungsformen” oder „Sexualerziehung in der Familie” im Vordergrund stehen und in einem weiteren Modellversuch zur Familienbildung (1972 bis 1975) einmünden.
Hilde Junker-Seeliger, die diese Arbeit zunächst ehrenamtlich neben ihrer Tätigkeit beim DGB-Bundesvorstand leistet, übernimmt 1971 hauptamtlich die Pädagogische Leitung Haus Neulands.
Aus den Familienseminaren erwächst die Idee des Arbeitskreises Verbraucher e.V., den Hilde Junker-Seeliger gründet und mit dem sie in Haus Neuland – landesweit ziemlich einmalig – die Verbraucherbildung begründet. Parallel initiiert sie die ersten Seminare speziell für ältere Mitbürgerinnen und -bürger und führt in diesem Zusammenhang ein Projekt zur Geschichte der Sozialistischen Arbeiterjugend in Ostwestfalen-Lippe und zu den Anfängen Neulands durch (vgl. B. Brücher/G. Hartmann, „Hebt unsere Fahnen in den Wind! Bilder aus der Geschichte der Sozialistischen Arbeiterjugendbewegung in Ostwestfalen und Lippe“).
Träger dieser Veranstaltungen ist zunächst die Neue Gesellschaft e.V. zu Bielefeld. Sie fusioniert 1970 mit dem Verein Kinderfreunde die Trägerschaft Haus Neuland zum politisch-wissenschaftlichen Bildungszentrum. Geschäftsführerin wird Ilse Lindau, Vorsitzender Arnold Ebert, Vorsteher des Landesverbandes Lippe.
Arnold Ebert wird Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium NRW. Der Bielefelder Beigeordnete Sigismund Koch folgt ihm als Vorsitzender.
Der Haller Landtagsabgeordnete und Bildungsexperte Hans Schwier wird Vorsitzender Haus Neulands e.V..
Am 1. Januar tritt das Weiterbildungsgesetz des Landes NRW in Kraft. Die Heimvolkshochschule Haus Neuland ist anerkannt als Träger der politischen Bildung. Noch in den siebziger Jahren folgen die Gründung des Instituts für Weiterbildung e.V. (zunächst als Träger einer freizeit- und kreativitätsorientierten Weiterbildung, später als Träger einer arbeitswelt- und berufsbezogenen Weiterbildung) und der Verein für Familienbildung e.V.
Ein modernes Werkstattgebäude wird errichtet im Zusammenhang mit Förderkursen für lernschwache Jugendliche. Diese wohnen im heutigen „Lila Haus”. Die Berufsvorbereitungsjahre laufen von 1971 bis 1981.
Parallel wird 1975/76 die Halle in einen multifunktionalen Tagungsraum umgebaut.
Am 1. Juni 1977 übernimmt Sigmar Fischer von seiner Vorgängerin Hilde Junker-Seeliger die Pädagogische Leitung.
Hans Schwier, Vorsitzender der Vereine Haus Neulands, wird Wissenschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen. Damit scheidet er als Vorsitzender aus. Als Vorsitzender folgt ihm sein damaliger Stellvertreter, der Bielefelder Oberstadtdirektor Dr. Eberhard Munzert nach.
Das „Gelbe Haus” wird am 1. Oktober 1982, dem Tag als Bundeskanzler Helmut Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt wird, eingeweiht. Mit ihm kann Haus Neuland erwachsenengerechte Standards in der Unterkunft bieten und mit neuen Seminarräumen hervorragende Tagungsbedingungen schaffen.
Zum Jahreswechsel 1983/84 wird Dr. Munzert zum Staatssekretär beim Innenminister NRW berufen. Zum neuen Ersten Vorsitzenden wählen die Vereine Haus Neuland Karl Josef Denzer, damals Fraktionsvorsitzender der SPD im Landtag NRW und von 1985 bis zu seiner Pensionierung 1990 Landtagspräsident.
Das „Rote Haus” wird modernisiert. Die Küche, bis dahin im Keller des Hauses gelegen, findet nun entsprechend neueren Bestimmungen Platz auf einer Ebene im Erdgeschoss. Wo sich vorher Clubraum, Bibliothek oder Plenarraum befanden, ist nun der Speisesaal.
Die Zimmer in der ersten Etage werden renoviert, die in den Wänden versenkbaren Klappbetten bleiben erhalten. Nach wie vor können dort bis zu sechs Jugendliche schlafen.
Parallel wird nochmals die Tagungshalle modernisiert.
Im Werkstattgebäude wird ein Lehrstudio für die Ausbildung von Hörfunkjournalistinnen und -journalisten für das lokale Radio in NRW eingerichtet (diese Kurse finden bis 1993 statt).
Das „Lila Haus” wird in Eigenleistung noch einmal gründlich renoviert.
Friedel Uthe wird als Nachfolger von Ilse Lindau Geschäftsführer der Vereine Haus Neuland. Ilse Lindau bleibt bis zum 7. Dezember 2001 Haus Neuland als Zweite Vorsitzende erhalten.
Die Kellerbar im „Gelben Haus” wird gründlich umgestaltet und an die Bedürfnisse der Gäste angepasst. Außerdem wird das Werkstattgebäude, nunmehr als „Grünes Haus” nach und nach für den Seminarbetrieb (Tagungsräume) umgestaltet; das Hörfunkstudio wird wieder abgebaut, 2000 wird das Multimedia-Lernzentrum eingerichtet.
Der Verein für Familienbildung stellt seine Tätigkeit ein. Dies leitet eine Epoche ein, wo Haus Neuland seine Kräfte konzentriert und sich fit macht für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.
Als Nachfolgerin Karl Josef Denzers, der sein Amt aus Altersgründen aufgibt, wird Ute Schäfer MdL, spätere Ministerin für Schule, Jugend und Kinder Vorsitzende der Vereine Haus Neuland.
In zwölf Zimmern werden die legendären, in die Wand versenkbaren Betten des „Roten Hauses” abmontiert. Sie waren restlos hinüber. Die Zimmer werden renoviert.
Verschmelzung der bestehenden Vereine Haus Neuland zur Heimvolkshochschule Haus Neuland.
Die Evaluationsphase des Modellprojektes: „Angehörigenarbeit in Altenhilfeeinrichtungen in Nordrhein-Westfalen“ endet. Das Projekt selbst wurde von 1999 bis 2001 durchgeführt. Gefördert von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW, wurde es in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. durchgeführt.
Das Projekt Qualitätsentwicklung im multikulturellen Arbeitszusammenhang Altenpflege, das in Kooperation mit der Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. durchgeführt und von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert wird, endet nach 29 Monaten Laufzeit.
Als eine der ersten Einrichtungen in NRW lässt sich Haus Neuland im Rahmen der „Lernerorientierten Qualitätsentwicklung“ zertifizieren. Mit einer Auftaktveranstaltung am 25. Februar 2005 startet das dritte Modellprojekt aus dem Bereich Altenhilfe und Gesundheitswesen, an dem Haus Neuland beteiligt ist. Dieses Mal geht es um die „Familiale Pflege unter den Bedingungen der G-DRG’s“. Ziel ist die Entwicklung von Unterstützungsstrukturen für die häusliche Pflege im Verbund von Krankenhäusern mit Volkshochschulen und Familienbildungsstätten.
Die Soziologin Ina Nottebohm übernimmt als Nachfolgerin von Friedel Uthe die Geschäftsführung von Haus Neuland. Der langjährige Pädagogische Leiter Sigmar Fischer scheidet wenig später aus.
Ute Schäfer tritt als Vorsitzende von Haus Neuland e.V. zurück. Das Amt übernimmt der ehemalige NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales bzw. Verkehr, Energie und Landesplanung Dr. Axel Horstmann.
Haus Neuland beteiligt sich mit zahlreichen Seminaren und Workshops am Bundesprojekt „Jugend für Vielfalt“, das bis 2010 läuft.
Ein neues Corporate Design löst das traditionsreiche Wolkenlogo ab, sämtliche Publikationen und Flyer werden neu gestaltet, ein neuer Internetauftritt geschaltet.
Mit Hilfe von umfangreichen Umbau- und Renovierungsarbeiten wird die Attraktivität von Haus Neuland gesteigert. Insbesondere der neue Empfangsbereich mit Rezeption und Kaffee@Lounge kommt bei den Gästen gut an.
Eine neue Satzung tritt in Kraft. Der Verein führt den Namen „Haus Neuland e.V.“ mit Sitz in Bielefeld (Sennestadt). Die Bezeichnung „Heimvolkshochschule“ wird nicht mehr verwendet. Der Verein unterhält als Träger das Haus Neuland, anerkannte Einrichtung der Weiterbildung im Sinne des Weiterbildungsgesetzes in Nordrhein-Westfalen.
Satzungszweck ist die politische Jugend- und Erwachsenenbildung. Dieser Zweck wird insbesondere durch Seminare, Tagungen und Workshops verwirklicht, in denen Bürgerinnen und Bürgern aller Schichten Kenntnisse über gesellschaftliche und politische Zusammenhänge vermittelt werden. Dies geschieht auch in Kooperation mit Gruppen, Verbänden, Organisationen oder mit anderen Bildungsträgern.
Die neuen Marketingstrategien haben Erfolg – das zeigt sich an der kontinuierlich steigenden Zahl der Zahl der Teilnehmenden.